**** Schon zwei Scheiben nach dem Weggang von Ian Gillan und Roger Glover und der Rekrutierung von David Coverdale und Glenn Hughes gab es erneut einen einschneidenden Besetzungswechsel bei Deep Purple. Nach der sehr guten "Burn" und der zum Teil gewöhnungsbedürftigen "Stormbringer" verließ Gründungsmitglied und Haupt Songlieferant Ritchie Blackmore die Band. Schon zu Strombringer Zeiten war abzusehen, dass er Deep Purple verlassen möchte. Zu sehr war er mit seinem Solo Projekt, das er später Rainbow taufen sollte beschäftigt. Und zu groß wurde der Einfluss von Hughes/Coverdale auf das Songwriting, deren Stil Blackmore nicht mochte. Für viele Fans war der Ausstieg von Blackmore schon das eigentliche Ende von Deep Purple. Auch Jon Lord wollte aufhören, wurde aber von Coverdale und Hughes noch einmal überredet, es mit einem neuen Gitarristen zu versuchen. Nachdem auch Drummer Ian Paice zustimmte, wurde der ehemalige James Gang und Alphonze Mouzon Gitarrist Tommy Bolin, der übrigens von Blackmore vorgeschlagen wurde, als neuer Saitenmann verpflichtet.
In die Fußstapfen eines Ritchie Blackmore zu treten, ist nicht einfach: entweder man kopiert ihn, um es den alten Fans rechtzumachen (unmöglich) oder geht seinen eigenen Weg. Bolin ist seinen eigenen Weg gegangen und hat diesem Werk nicht nur als Gitarrist, sondern als Songwriter und Background-Sänger seinen eigenen Stempel aufgedrückt. Stilbruch hin oder her, auch davor haben sich Deep Purple ständig gewandelt, mindestens mit jedem Sänger-Wechsel, meist mit jedem neuen Album. Folglich muss man das Album hier für sich sehen: da sind einmal die durchaus gelungenen mal unterhaltsamen, mal anspruchsvollen Kompositionen. Die Texte klingen sehr nach Sex, Drugs & Rock'n'Roll, insbesondere thematisieren Hughes und Bolin ihre Süchte hier.
Gelitten/Abgenutzt hat sich diese Besetzung leider, weil live-Konzerte für die Band damals ein wichtiger Erfolgsfaktor waren und es on-stage in ein nicht vorhersehbares Chaos ausgeartet ist (Hughes und Bolin fielen häufig drogenbedingt aus, und auch sonst gab es einige Pannen). Davon hört man aber auf dem Album nichts. Auch den Namen Deep Purple hat es durchaus verdient, denn eigentlich hat jedes ihrer Alben seinen unverkennbaren Stil und Sound und ist nicht an eine Persönlichkeit, sondern an die gesamte Band gekoppelt. Dies hier ist eine Facette der gesamten Bandbreite in der Purple-Geschichte
Diese Band Zusammensetzung sollte jedoch nur für den Zeitraum der Promotion-Tour dieses Albums halten. Am 15.März 1976 nach dem letzten Konzert in Liverpool lösten Lord und Paice wegen unterschiedlicher künstlerischen Vorstellungen der Bandmitglieder und den schweren Drogenproblemen von Hughes & Bolin die Band auf. Am 04.Dezember 1976 im Alter von 25 Jahren starb Tommy Bolin an einer Überdosis Heroin, was er uns hinterlässt sind 52 Auftritte als Lead-Gitarrist und ein aussergewöhnliches Studio-Album mit Deep Purple, daß zweifellos seine Handschrift trägt.
Come Taste The Band ist neben Purpendicular ein DP-Meisterwerk auf höchstem Niveau; die anderen hören sich derweil im Festzelt "Smoke On The Water" und "Black Night" an, also all die Songs, die Blackmore selbst als hingeschlamptes Songwriting ohne Tiefe bezeichnet hat... Jeder echte Rockfan wird diese Scheibe lieben. Sie hat tolle Momente, schiere Power, heißen, fetten Funk, deftigen Rock, und auch sensibles Feeling gespielt von Wahnsinns-Musikern! Während auf "Stormbringer die rockigen Töne sehr vernachlässigt wurden, rückten sie bei "Come taste the Band" aber wieder sehr viel stärker in den Vordergrund. |